Die Nachtschicht

  • Gestern abend war es bei mir mal wieder ziemlich spät geworden mit all den kleinen Problemen, die Murphy uns liebevoll in den Weg stellt. Da ist mir jedoch etwas wieder deutlich geworden: abgesehen von den Bewohnern, die während der Beleuchtungszeit im Becken herumwuseln gibt es eine zweite Garde, die erst in Erscheinung tritt, wenn es sich gut munkeln lässt im Dunkeln.


    Die Nachtschicht tritt ihren Dienst an und schleicht sich aus den Verstecken, um das Riff zu begutachten. Bei mir sind dies einige spezielle Gesellen:

    zum einen kommt nur bei echter Dunkelheit mitten in der Nacht mein großer Schlangenstern hervor und tastet den Boden vorsichtig nach den Resten der täglichen Mahlzeiten ab. Das macht er so verstohlen, dass ich ihn im alten Becken mit 100kg LS gute vier Jahre nicht gesehen hatte!

    Während die Pfaffenhutseeigel auch tagsüber fröhlich durch die Gegend staksen kommt der Griffelseeigel erst dann aus seinem Versteck, wenn es wirklich Nacht ist. Tagsüber verkeilt er sich mit seinen dicken Griffeln tief zwischen den Steinen im Riff.

    Auch die Quadratkrabbe kommt erst im Dunkeln heraus, wenn die wuseligen dicken Fische sich schlafen legen.

    Hauptsächlich in der Nacht sind auch die großen Turbo fluctuosa unterwegs, die mexikanische Turboschnecke.


    Eigentlich keine Nachtschwärmer, aber trotzdem sind sie bei mir hauptsächlich in der Nacht aktiv: das Pärchen der gelben Korallengrundeln, welche ich vor über vier Jahren von Marcos Vater übernommen hatte. Weil sie zum Laichen immer wieder SPS-Korallen abnagten, um einen Platz für das Gelege zu schaffen, sind sie zu mir ins Exil gewandert. Seit der Zeit wuseln sie bei mir im Refugium herum, werden nicht extra gefüttert, sondern schnappen sich das, was so an Futter runterkommt und bedienen sich auch an den Kleinkrebsen im Refugium. Wie alt diese beiden Racker nun tatsächlich sind, keine Ahnung, da ich sie schon als laichendes Paar von Marco bekommen habe.

    Im alten Becken kamen die kleinen Wirbellosen meist aus der Deckung, die Asterina-Seesterne und die kleinen Schnecken in vielen Arten, um die Scheibe abzunagen.


    All das gibt dann in der Nacht eine ganz andere Gesellschaft, eben die Nachtschicht.


    Wie sieht diese bei euch aus? Wer legt sich nachts auf Lauer und beobachtet sein Aquarium, um der Nachtschicht bei der Arbeit zuzuschauen?