Po4 Limitierung erkennen und handeln

  • Ich würde hier gern mal nen Erfahrungsaustausch zum Thema anregen.
    Damit sich Probleme in dieser Richtung hoffentlich zukünftig vermeiden lassen


    Ich hoffe dass ihr einiges beitragen könnt ;)


    Meine ersten Fragen dazu sind folgende:
    - Korallen gewöhnt an niedrige Po4 (z.B. Um 0,01) werte kommen zurecht und sterben nicht ab? Gerade wenn sie noch gefüttert werden?!
    - Korallen die aus Po4 reichem Milieu in eines mit deutlich weniger Gehalt gesetzt werden, haben erhöhtes Risiko durch diesen Schock schaden zu nehmen?
    - Korallen die aus Po4 armen Milieu stammen und in "reiches" umziehen Dunkeln ein, werden braun, aber sterben nicht ab oder?
    - Warum zeigen LPS Korallen keine Aufälligkeiten bei Po4 Mangel, Warum vermehren sich Krusten und auch Ricordeas und andere Anemonen trotz Mangel? Oder ist das ne Fehlinterpretation?


    Dank und Gruß

  • Hallo Alex,


    da hast Du jetzt leider ein sehr großes Faß aufgemacht, für das es keine allgemein gültigen Regeln gibt. Das ist eigentlich ein ganzes Bündel an Fragen und entsprechend kann man da Romane drüber schreiben.


    Ein konstant niedriger Phosphatwert (aber konstant verfügbar!!!) ist so wie die Koralle es aus dem Meer gewöhnt ist. Das Problem ist viel eher, dass die Werte leider doch meist etwas hin und herschwanken und die Werte leider nicht ganz konstant sind. Allein schon die Meßgenauigkeit der verfügbaren normalen Tests kann ein 0,01 von 0,00 meist nicht unterscheiden, das ist im Rahmen der Meßgenauigkeit für die meisten Tests. Deshalb würde ich den niedrigen Bereich auch eher bei 0,02-0,04 mg/l Phosphat sehen.


    Die Fütterung ist ebenfalls ein Problem, gerade für SPS-Korallen. Damit die Korallen etwas als Nahrung erkennen und auch aufnehmen können, müssen die Partikel von einer bestimmten Größe sein und die Strömung auch in einer für die Koralle passenden Geschwindigkeit fließen. Dies unterscheidet sich stark von Koralle zu Koralle. Viele LPS können mit Frostfutter gefüttert werden, andere benötigen deutlich kleinere Partikel wie Phytoplankton oder Staubfutter, und auch dieses muss passen für die Koralle.


    Eine Acro aus meinem alten nährstoffreichen Becken hat es nicht geschafft im nährstoffarmen neuen Becken und ist komplett gestorben. Ebenso ist eine Acro aus einem nährstoffarmen Becken eingegangen, als ich sie ins nährstoffreiche Becken gesetzt habe. Andere wiederum haben den Umstieg geschafft.


    Dass die LPS weniger Probleme haben schiebe ich eher auf die erfolgreichere Fütterung und dass die SPS eben nicht das richtige Futter und die passende Strömung bekommen haben.

  • Hey Alex,


    erstmal hat Sandy sicher recht. Ich denke man ist oft versucht einen Zusammenhang zwischen etwas herzustellen den es u.U. garnicht gibt. Zum Beispiel das Weintrinker gesünder Leben als Biertrinker,. Das mag statistisch vielleicht so sein, heisst aber noch lange nicht das es am Wein oder Bier liegt. Auf brstv haben sie auch ein Video gemacht wie hohe Nitratwerte die Farbe von Korallen beeinflussen.
    https://www.youtube.com/watch?v=RE258B5SGH0&t=185s
    Hier war auch der Tenor das das wichtigste ein stabiler Tank ist mit konstanten Werten. Das ist wichtiger als ein etwas höherer oder niedriger Phostphatwert. Dann wurde auch beleuchtet warum allgemein gesagt wird das AQ mit ultra wenig Phosphat Nitrat zu farbenprächtigen SPS Korallen führen. Hier war die Vermutung das es weniger an dem nährstoffarmen Wasser liegt sondern mehr daran das nährstoffarmes Wasser ein Indikator dafür ist das der Besitzer sich intensiver mit dem AQ beschäftigt und sich um stabile Parameter kümmert.


    Weil das alles in allem doch sehr komplex ist und noch lange nicht jeder Zusammenhang erforscht ist habe ich mich auch entschieden Triton zu machen. Das vereinfacht es für mich in sofern das ich mich nur darum kümmern muss das es Genug Fische, Futter, Korallen und Algen gibt. Dosiert wird dann nach Anleitung und fertig (hoffentlich ;) + das was nach der Analyse nachzudosieren ist. Wenn man nur wenig Fische hat oder kein Algenrefugium muss man halt öfters Messen und Nachdosieren was fehlt oder und das ist glaube ich fast das einfachste, regelmäßig etwas größere Wasserwechsel machen mit gutem Osmosewasser und Salz.


    Zum Korallen füttern hat Ehsan von Triton gesagt das er das bei keinem Tank macht und auch nicht für nötig hält. Damit die Korallen etwas zum essen haben ist hier der Triton weg, ein Algenrefugium zu haben wo sich Organismen ansiedeln und vermehren können die dann oben im Becken vertilgt werden. Wichtig dabei ist das es keine Dinge im AQ gibt die kleine Organismen abtöten, oder herausfiltern wie Filtersocken, Rollermat, Ozon UV etc. Ich denke einen Nährstoffkreislauf zu machen mit dem Refugium ist immer gut, egal ob man nun Triton macht oder nicht. In den USA ist ein Algenrefugium ja auch ein großer Trend. Man sieht das auch bei Red Sea die bei all Ihren großen neuen Becken ein extra großes Abteil im Technikbecken als Algenrefugium vorsehen.


    Viele Grüße Johannes

  • Danke für eure umfangreichen Antworten.


    Ja Sandy ich bin halt seit tagen am Grübeln, wie und was ich Falsch gemacht habe.
    Einiges weiß ich schon, anderes ist mir leider noch unklar und ich raffe noch nicht warum die LPS und Anemonen nicht reagieren. Ganz im Gegenteil ich hab so ne sandanemone die vermehrt sich recht rege

  • Hi Alex,


    vermutlich weil deine LPS, Anemonen o.ä. FroFu usw. vertilgen, was deine SPS nicht können.
    (Vor allem diese irgendwann sehr lästigen Sandanemonen ;))


    Ähnliches habe ich auch schon hinter mir, die SPS stehen nicht gut bei Po4/Nitrat = fast 0, LPS und Co wachsen fröhlich.
    -> Dann wundert man sich warum Scheibenanemonen und co super stehen, obwohl man doch immer hört die brauchen viel Phosphat.


    Ich bin inzwischen weg davon, dass das Po4/Nitrat direkt verantwortlich sind für die schlecht stehenden SPS bei fast Nullwerten.
    Meine Vermutung ist inzwischen, dass ein Po4/Nitrat-Mangel = keine starke Vermehrung von Zoo-/Phytoplankton bedeutet, was wiederum die SPS fressen könnten.


    Bei Triton ist es das Algenrefugium was genau dieses Futter für die SPS "produziert" (wie schon erwähnt), sofern ein Gleichgewicht zwischen Fischen als Nährstoffproduzenten und den Algen-Zoo-/Phytoplankton als Verbraucher besteht. Hier können dann auch niedrige Po4/No3-Werte bestens funktionieren. -> Wenn ich die Algen im Refugium ab und an mal durchrühre und dann dieser "Dreck" von den Algen ins Hauptbecken treibt, sieht man fast sofort das sowohl LPS als auch SPS die Polypen mehr ausfahren.


    Beweisen kann ich es natürlich nicht, aber soweit meine Erfahrung damit.


    lg Chris

  • Hallo Alex,


    ich denke der Phosphatwert wird viel zu sehr überbewertet. Die von dir genannten Zusammenhänge können bei uns im Aquarium gar nicht nachgestellt werden. Der Phosphatwert ist nur ein ganz kleiner Teil des Wassers. Wenn du eine Koralle von einem PO4 armen Wasser in ein PO4 reiches Wasser setzt, ändern sich auch alle anderen Wasserwerte für die Koralle. Vielleicht war in dem ersten Wasser überhaupt kein Jod mehr und in dem neuen ist der PO4 anders, aber in Wirklichkeit lebt die Koralle total auf, weil der Jodwert so hoch ist, dass sie ihre Reserven auffüllen konnte. Du misst aber nur den PO4 Unterschied und schließt jetzt, dass die Änderung des PO4 ausschlaggebend war. Dazu kommt, dass unterschiedliche Korallen eben auch unterschiedliche Anforderungen haben. Was die eine Koralle toleriert, kann für die andere den Tod bedeuten.


    Darüber hinaus gebe ich zu bedenken, dass wir mit Hilfe der Messung des PO4-Werts nicht feststellen können, wieviel PO4 einer Koralle zur Verfügung steht (geschweige denn die anderen Nährstoffe). Das Wasser ist ja gerade deshalb so nährstoffarm, weil die Nährstoffe direkt verbraucht werden und diese verbrauchten Nährstoffe kannst du dann auch nicht messen. Es ist also möglich in einem Becken 0 PO4 zu messen und darin tolle SPS wachsen zu sehen. Dazu kommt natürlich ein enormer Messfehler bei irgendwelchen Farbskala-Tröpfchentests.


    Es gibt zu diesem Thema eigentlich noch viel mehr zu sagen, aber das reicht vielleicht schonmal als Denkanstoß ;)