Riffmörtel: ICP-Messung von Schadstoffen die sich daraus lösen

  • Hallo zusammen,


    auch heute habe ich wieder ein paar Infos für euch um mit Hilfe der ICP die Aquaristik bewusster und dadurch erfolgreicher zu machen. Hier wird die ICP ausschließlich als Werkzeug verwendet um Schadstoffe die durch Ausdünstung oder Lösung ins Wasser gelangen können unsere Tiere beeinflussen und schädigen können.


    Mich hat es zu dieser Analyse bewegt, da ich seit gut zwei Jahren die Triton-Methode betreibe und dadurch keine regelmäßigen Wasserwechsel mache. Schadstoffe die sich im Becken lösen oder die ich hinein bringe reichern sich mit der Zeit an wenn sie durch einen Wasserwechsel oder Absorber nicht wieder entnommen werden. Bei mir hat sich über diese Zeit von zwei Jahren der Lithiumwert stetig erhöht dessen Ursache ich nun auf den Grund gehen wollte.


    Hier ist ein Diagramm aus der „Triton-History“ meiner Analysen das zeigt wie der Lithiumwert über die zwei Jahre stetig angestiegen ist. Es ist auch zu erkennen, dass ich durch einen Wasserwechsel zwischendurch den Lithiumwert absenken wollte da er mir zu hoch erschien.



    Um zu ermitteln woher es kommt, habe ich zwei Riffmörtel getestet die ich benutze.
    Zum einen den Reef Bond von der Fa. AMA den ich seit Anfang an nehme und zum zweiten den Reef Cement von der Fa. NYOS als Ausweichprodukt da ich seit her vermutet habe, dass der erhöhte Lithiumwert vom Riffmörtel her rührt.




    AMA wirbt mit: „Schadstoffarm“
    NYOS wirbt mit: „Unschädlich für Korallen und Fische“


    Die Informationen zur Analyse folgen im Laufe des Tages.


    Gruß Sven

  • Hallo Sven,


    ich finde es toll, dass du so einen Test machst und hier die Ergebnisse zur Verfügung stellen willst. Wir haben mit Hilfe der ICP Analyse so gute Möglichkeiten bekommen und müssen das daraus entstehende Wissen eigentlich nur noch über die Community vernetzen.
    Mich würde noch besonders interessieren, wie dein Testaufbau aussieht, also wie du die Proben für die beiden Produkte genommen / erstellt hast.


    Viele Grüße
    Matthias

  • Wow, Sven, sehr gute Idee und ich schließe mich Matthias an! Super Sache!

    Gruß
    Steffen


    mein Internetauftritt: www.reefing.de (im Aufbau)


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  • Die Ergebnisse liegen nun vor.


    Vorwort:


    Es geht bei der Analyse nicht darum einer Firma zu schaden oder deren
    Produkte schlecht zu reden oder sie bloß zu stellen. Es geht eher darum
    zu analysieren woher meine Anreicherungen kommen um sie in Zukunft zu
    vermeiden. In dieser Art und Weise kann jeder auffällige Werte
    kontrollieren und für sich die Herkunft bestimmen. Ein ICP-Test kostet
    im Endeffekt weniger wie einen mehrfachen Wasserwechsel mit NSW
    durchzuführen.


    Sicherlich gibt das der einen oder anderen Firma aber auch einen Anstoß
    seine Produkte in Zukunft zu kontrollieren um sie entweder zu verbessern
    oder ICP-kontrolliert auf den Markt zu bringen. Andere Hersteller tun
    das mittlerweile schon und versichern glaubhaft ihre Produkte
    ICP-kontrolliert hergestellt zu haben. Das sollten meiner Meinung nach
    viel mehr Firmen anstreben.


    Ich versichere die Proben mit höchster Sorgfalt behandelt zu haben,
    sowie die Wasserproben fachgerecht und professionell entnommen zu haben.
    Die Messwerte wurden in keinster Weise verfälscht oder geschönt.


    Wie folgt wurden die Proben hergestellt und entnommen:


    1. Als Ausgangswasser wurde das letztens schon vorgestellte NSW von
    Neeltje Jans genommen. Dabei wurden zwei gereinigte Behältnisse damit
    gefüllt und ein paar Tage zurück gestellt bis die Mörtelproben
    angemischt wurden. Die Analyse des NSW habe ich als Referenz genommen.
    2. Es wurden zwei etwa gleichgroße Mörtelproben mit Reinstwasser
    hergestellt, ein paar Stunden aushärten gelassen und anschließend am
    10.06.2016 in die jeweiligen Behälter gegeben und für die Dauer von 2
    Wochen bei etwa 21°C dunkel gelagert
    3. In der Zeit von 2 Wochen wurden die Behälter zweimal in der Zeit leicht geschwenkt.
    4. Die Probenbehälter wurden vor dem Abfüllen in die
    Untersuchungsbehältnisse einmal leicht geschwenkt und anschließend für
    eine Stunde stehen gelassen um mögliche Schwebeteilchen nicht mit
    abzufüllen. Anschließend wurden die Untersuchungsbehältnisse ohne
    Feststoffe abgefüllt.



    Fa. AMA



    Fa. NYOS



    Zwischenbemerkung beim Abfüllen:


    Ich habe feststellen können, dass sich beim Reef Cement der Fa. NYOS in
    der Zeit Kleinstpartikel gelöst haben und als Feststoff herum schwammen.
    Um diese nicht mit in der Probe zu haben, habe ich das Wasser vor dem
    Abfüllen eine Stunde zur Ruhe kommen lassen um es dann vorsichtig
    abzufüllen.

  • Nun zur Auswertung


    Wie schon beschrieben wurde für beide vorher gereinigten Probenbehälter NSW von der Gegend um Neeltje Jans genommen. Somit ist auszuschließen, dass sich in beiden Behältern unterschiedliches Ausgangswasser befindet. Ebenso wurde Reinstwasser zum Anmischen der Mörtel-Proben verwendet um ebenso Fremdstoffe auszuschließen.


    Ich habe die Analyse des Ausgangswasser (Neeltje Jans) sowie beide Analysen (AMA und NYOS) als Original-Analyse von Triton beigefügt.


    Zusätzlich habe ich über EXCEL eine Gegenüberstellung angefertigt in denen ich markante Werte (starke Abweichungen) rot eingefärbt habe. Dabei kann es sich um überhöhte Bestandteile im natürlichen Meerwasser befindliche Stoffe handeln, wie auch um Fremdstoffe oder Schadstoffe die im Meerwasser nichts zu suchen haben und auch im Meer nicht zu finden sind.
    Sicherlich gibt es noch weitere Abweichungen die ich nicht eingefärbt habe. Dabei könnte es sich um Messwertabweichungen handeln die ich hier nicht berücksichtige.


    Zudem habe ich formhalber die LOD der ICP von Triton als Link mit beigefügt.
    LOD ICP


    Auswertung:


    Lithium: Mein Verdacht hat sich sehr deutlich bestätigt. Der Riffmörtel von AMA gibt durchaus sehr viel Lithium ins umliegende Wasser ab. Der Wert ist hier um das 28fache des Ausgangswasser höher. Ich schließe hier eine Fehlentnahme oder eine Messabweichung bei einem so deutlichen Messwert aus.
    Es müsste nun noch untersucht werden ob es über die Zeit zu einem weiteren Herauslösen von Lithium kommt oder ob durch das Zuwachsen und Überwachsen durch Kalkrotalgen die weitere Abgabe verhindert wird. Vielleicht kann hier der Hersteller etwas zu sagen.
    Lithium kann und wird durch kein Filtermaterial abgebaut oder gebunden. Somit reichert es sich weiter im Becken an sofern keine WW durchgeführt wird. Aus Aussagen von Ehsan Dashti (Triton) kann ein überhöhter Lithiumwert kritisch sein. In Amerika ist dieser Effekt der Lithiumanreicherung häufiger zu beobachten. Da AMA aus den USA kommt ist dieser Wert nicht weiter verwunderlich.


    Kupfer: Der Riffmörtel von AMA gibt zu einem gewissen Bestandteil auch Kupfer ans Wasser ab. Dieser Wert kann, aus eigener Erfahrung, wenn man Absorber und/ober Aktivkohle verwendet vernachlässigt werden und wird gebunden.


    Kalzium: Der Riffmörtel von NYOS gibt einen gewissen Wert an Kalzium ab. Den Kalziumwert sollte man im Auge behalten und bei seinem Versorgungssystem mit berücksichtigen.


    Jod: Beide Riffmörtel geben Jod ans Wasser ab. Zum einen positiv zum anderen kann es dabei zu einer Eintrübung der Korallen kommen wenn der Wert zu weit steigt. Jod wird jedoch durch Aktivkohle aufgenommen und kann somit ebenso gesteuert werden.


    Chrom: NYOS und AMA geben beide Chrom in Wasser ab. NYOS jedoch deutlich mehr. Anhand meiner Historie kann ich über die zwei Jahre nicht erkennen, dass es hier zu einem Anstieg der Werte kam. Anscheinend wird Chrom durch Aktivkohle und /oder Phosphatabsorber gebunden und entfernt. Diesen Wert würde ich für mich im Auge behalten.


    Barium: NYOS gibt etwa das 10fache an Barium ins Wasser ab. Mittels der Historie kann ich erkennen, dass der Wert mit der Benutzung von AMA sich bei 15 einpendelt. Bei einem deutlich höheren Bariumwert von 113 könnte es zu einem leichten Anstieg kommen der sich sicherlich wieder abbauen wird. Jedoch würde ich diesen Wert in Zukunft im Auge behalten.


    Mein persönliches Fazit:
    Der Riffmörtel der Firma AMA ist für mich mit meinem Versorgungssystem (Triton ohne Wasserwechsel) ungeeignet. Stimmen sagen, dass ein zu hoher Lithiumwert den Tieren schaden kann. Daher bin ich derzeit dabei 4 x 15% Wasserwechsel durchzuführen um von dem doch sehr hohen Lithiumwert runter zu kommen. Die Analyse hätte ich schon viel früher machen sollen denn so zahle ich derzeit für die 4 Wasserwechsel (4 x 30l) 120Euro für die Besorgung von NSW bei meinem Händler.
    Ich werde NYOS als Riffmörtel weiter nehmen und dabei Barium und Chrom bei den nächsten Tests im Auge behalten.


    Beigefügte Anlagen:

  • Interessant! Ich habe auch den Riffmörtel benutzt und habe zu hohen Lithium. Ich habe gerade aktuell eine 2. Analyse nach 3 Wochen Triton am laufen. Bin gespannt ob sich da etwas getan hat.
    vor allem wann der Mörtel kein Li mehr ans Wasser abgibt.
    danke dir für die Testreihe!

  • Hallo Sven,


    vielen, vielen Dank für deine Analyse und die ausführliche Dokumentation. Auch den Hinweis, dass so eine Testanalyse ja eigentlich weniger kostet, als die Konsequenzen die man tragen muss, wenn man ein problematisches Produkt einsetzt, finde ich sehr gut und wichtig. Hoffentlich motiviert das noch mehr Leute, zu diesen Tests beizutragen.


    Für andere, die ähnliche Versuche machen wollen, hier einmal kurz der Hinweis, dass es genau so wie Sven es gemacht hat richtig ist: Meerwasser als Ausgangsbasis verwenden, eine Hälfte anreichern lassen und eine Hälfte unbehandelt lassen. Beide Proben messen und dann weiß man, dass die Differenz dazwischen durch die Anreicherung kommen muss.


    Besser wäre es also gewesen, noch einen Kontrollbehälter ohne Riffmörtel anzusetzen, um andere Einflüsse ausschließen zu können. Ich denke aber, dass die Ausschläge signifikant genug sind, so dass wir davon ausgehen können, dass alle genannten Änderungen durch den jeweiligen Riffmörtel kommt.


    Viele Grüße
    Matthias

  • Interessant wäreauch nur eine normale icp des gleichen Beckenwassers. Und das gleiche Wasser dann zu Triton,Fauna und ATI schicken.wäre interessant Wurstwaren Abweichungen wären;-)

  • Hallo Micha,


    wenn man für jede Messung 35 Euro zahlt, dann ist einfach irgendwo Schluß. Mann könnte so viel machen, aber man kann es auch sein lassen. Was Sven wissen wollte, war schließlich, wo nun sein hoher Lithiumgehalt her kam und ob sich der Verdacht bestätigen würde, dass es einer oder beide der Mörtel gewesen war. Und mehr sagt diese Messung auch nicht aus und kann sie auch nicht aussagen.
    Schließlich kann es ein Ausreisser sein oder Erdstrahlen haben das Produkt unzulässig kontaminiert oder was auch immer. :P


    Es ist aber ein guter Hinweis und zeigt, dass man auch als Endverbraucher einen kleinen Beitrag zur Klärung zusteuern kann. :thumbup:


    Wenn ich z.B. mal Meerwasser bei Neeltjes holen werde lasse ich auch eine Messung machen und veröffentliche das. Die Masse machst's, dass so dann auch statistisch relevante Messungen irgendwann vorliegen.

  • Hallo zusammen,


    ich finde diese Messungen grundsätzlich sehr gut und glaube, dass man viele interessante Dinge messen lassen kann, von denen wir sehr profitieren würden. Wie Sandy schon geschrieben hat, ist es natürlich eine Frage dessen, wie viel man bereit ist, für die Experimente privat selbst zu investieren. Attraktiver könnte man das machen, wenn sich mehrere Leute zusammen finden, die an einer Messung interessiert sind und dann zusammen legen. Ich weiß aber nicht, ob die Leute wirklich bereit sind für so etwas selbst zu investieren.


    Viele Grüße
    Matthias

  • Hier ist einer, der bereit wäre! Allerdings bin ich unheimlich unkreativ, was man messen lassen sollte. Ich fand daher die Messung von Sven wirklich genial. Ich weiß nicht, wie lange ich gebraucht hötte, um darauf zu kommen. Mal abgesehen davon, dass ich noch nirgends Mörtel verwende...

    Gruß
    Steffen


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  • Da brauche ich nicht lange zu überlegen Steffen. Das könnte aber daran liegen, dass ich bei einigen Produkten bereits glaube zu wissen, dass sie problematisch sind :D

    • Allen voran könnte man diverse Aktivkohleprodukte und Phosphatadsorber messen. Dabei könnte man zum Teil sogar messen, wie viel sie adsorbieren und welche Stoffe sie abgeben.
    • Dann könnte man diverse Salze anmischen und messen lassen. Angeblich hat so etwas schon einmal eine Community in Amerika für alle dort verfügbaren Salze gemacht. Ich kann aber leider keine Ergebnisse dazu finden.
    • Diverse Futterprodukte können gemessen werden. Man wundert sich schnell, was da für Schwermetalle drin sein können.
    • Korallenkleber aller Arten.
    • Sämtliche Wasserversorgungsprodukte, wie z.B. Ballingsalze. Es wäre interessant zu sehen, wie rein die wirklich sind :D
    • Theoretisch könnte man auch Technik untersuchen. Diese sollte aber über einen sehr langen Zeitraum im Wasser sein, weil natürlich erstmal die erste Schutzschicht überwunden werden muss. Das könnte man also besser mit Geräten machen, die bei irgendwelchen Nutzern schon lange im Becken sind und die man im Verdacht hat, etwas ans Wasser abzugeben.
    • Sämtlicher Bodengrund.
    • Bakterienprodukte, auch diese können verunreinigt sein.
    • Riffkeramik und Totgestein aller Arten.

    Eigentlich alles was man mit dem Wasser in Verbindung bringt kann verunreinigt sein und deshalb lohnt es sich, diese Produkte zu messen. Früher war das halt kaum ein Problem, weil das meiste was ins Wasser rein kam auch durch Wasserwechsel limitiert wurde. Solange also keine kritischen Werte erreicht werden, war das nicht schlimm. Mit den Methoden ohne Wasserwechsel sieht das natürlich anders aus und deshalb ist es so wichtig, auf Produkte zu setzen, von denen man weiß, dass sie unproblematisch sind.


    Ich (ich persönlich als Privatperson) würde solche Messungen gerne übernehmen und dokumentieren, falls da Interesse besteht.


    Viele Grüße
    Matthias

  • @ Sandy. Ich bezog das jetzt auch nicht auf die Mörtelmessung. Sondern würde es mich einmal interessieren, wenn 3 ICP Labore das gleiche Beckenwasser von einer Person bekommen würden.
    was man dann für messunterschiede hätte... Oder ob evtl alle nah bei einander liegen.
    Die Idee mit sammeln hatte ich auch und ich würde mich auch beteiligen.
    das wäre ein Forum Projekt. So etwas macht kein anderer;-) was sagt ihr?

  • Hi


    Ich glaube im Nachbarforum haben die Korallenkleber Hersteller schon reagiert.
    Der Thread wurde geschlossen .
    Wenn das so ist dann ist das ein echt riesen Ding was da läuft.
    Endlich nennt einer das Kind beim Namen und das Pipi läuft.


    Grüße

  • Habe auch mal rüber geschaut. Ich finde daran nichts schlimmes wenn jemand 2 Mörtel nimmt, diesen auf Stoffe testen lässt um heraus zu finden woher die Stoffe im Becken kommen könnten.
    In Deutschland ist aber echt haben und recht bekommen leider nicht immer gleichzusetzen.
    Wieso sollten aber sonst evtl Hersteller wollen das so etwas nicht veröffentlicht wird. Man könnte als Hersteller ja auch ein Gegenbericht erfassen mit detaillierten Angaben das dem nicht so sei.
    aber nur aus solchen Sachen können wir dazu lernen! Ich bin sicher die Unterstützung für die Mühe hast du von uns, Sven!
    sollte es zu heiß werden, nehmt das Ding raus und benennt gewisse Sachen um das es keine Rückschlüsse geben kann. Wer Ahnung hat weiß eh was los ist;-)